Wenn ich eine Kirche besuche, nehme ich oft bewusst die Kerzen wahr, die vor einem Marienaltar oder Andachtsbild angezündet wurden. Wie viele Menschen mochten heute hier schon im Gebet verweilt sein, mit einer Not, einer Sorge, die sie Maria oder Gott anvertrauten? Vielleicht auch mit einem Dank?
Es ist gut, dass unsere Kirchen in der Regel den ganzen Tag über geöffnet sind. So können immer Menschen kurz hereintreten, eine Kerze anzünden – für sich, für andere. Für diesen einen Moment wird es licht. Für diesen einen Moment keimt Hoffnung auf. Für diesen einen Moment verbinden sich Himmel und Erde. Für diesen einen Moment ist der Mensch, mag er sich auch der Kirche entfremdet haben, nicht mehr in einen Gottesdienst gehen, nicht mehr fremd.
Ich glaube nicht, dass in die großen, berühmten Kirchen nur Touristen kommen, die allein aus kulturellem Interesse die Sehenswürdigkeit Kirche abhaken wollen. Die gibt es sicherlich auch, und es sind gewiss viele. Warum aber sind die Kerzenständer in diesen Kirchen – oft mehr als einer – in der Regel übervoll? Weil hier doch Menschen die Gelegenheit genutzt haben, hier eine Kerze anzuzünden, einen Augenblick nur zu verweilen, sich mit dem Heiligen zu verbinden. Im Vertrauen darauf, gehört und gesehen zu werden in ihren eigenen Anliegen. Von wem, wenn nicht von Gott?
Und Sie, liebe Mesnerinnen und Mesner, sind es, die diese Kerzenständer pflegen – welch ein wichtiger Dienst!
- Gerlinde Knoller